„Macht mir ein Heiligtum! Dann werde ich in ihrer Mitte wohnen.“ (Ex 25,8)
Die kath. Kirche St. Peter sticht schon von weitem ins Auge: Wie ein Zelt erhebt sie sich über die Dünen Spiekeroogs und scheint nach dem Himmel auszugreifen; orientiert man sich an ihrer Spitze, findet man schnell zu diesem „Zelt Gottes“ hinauf.
Die Besonderheit ihrer Architektur ist eng verknüpft mit der Geschichte katholischen Lebens auf Spiekeroog: Seit der Reformation war die „grüne Insel“ Spiekeroog eine rein evangelische Insel. Die alte evangelische Inselkirche, welche im Jahr 1696 gebaut wurde und nach wie vor als Gottesdienstraum genutzt wird, macht dies besonders deutlich. Nach und nach sind immer wieder einzelne Katholiken auf die Insel gezogen, ab 1931 wurden in unregelmäßigen Abständen dann auch katholische Gottesdienste gefeiert. Dabei genossen die Katholiken stets ein Gastrecht in der evangelischen Kirche. Obwohl in den 1960er Jahren nur acht Katholiken auf der Insel wohnten, stieg durch die wachsenden Urlauberzahlen und die vielen Kurgäste die Zahl der Gottesdienstbesucher an den Wochenenden in die hunderte. So wurde der Kirchbau geplant und in den Jahren 1969/ 1970 vom Architektenbüro Rau-Bunsmann-Scherf aus Hamburg umgesetzt.
St. Peter besteht aus Holz und ist von außen mit Kupferplatten verkleidet. Der Raum als solcher ist vornehmlich als Gottesdienstraum konzipiert worden. Dass das Gemeindeleben in St. Peter aber stark durch die Urlauber geprägt ist, wird auch in der Konzeption des Bauwerks deutlich: So kann die an den Kirchraum angrenzende Wohnanlage u.a. von Gastpriestern und –küstern genutzt werden, die hier in St. Peter von Palmsonntag bis Allerheiligen ihren Dienst verrichten. Der Innenraum der Kirche wird aufgrund der flexiblen Bestuhlung und der guten Akustik neben den Gottesdiensten auch gerne für andere Veranstaltungen wie etwa Konzerte, Vorträge oder Ausstellungen genutzt:
Der Innenraum von St. Peter unterscheidet sich von vielen anderen Sakralbauten. Nach Prunk sucht man hier vergeblich. Das lichtdurchflutete Innere besticht dagegen durch seine Schlichtheit.
Den Mittelpunkt des Andachtsraumes bildet der Altar. Über ihm erstreckt sich der höchste Punkt der Kirche. Höhe und Tiefe des Raumes treffen hier aufeinander und versinnbildlichen die Begegnung Gottes mit den Menschen im Gottesdienst: „Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ (Mt 18,20). Optisch wird dieses Geschehen durch die Lampe unterstrichen, die sich wie eine Leiter nach oben zur Zeltspitze zieht.
Im Tabernakelkreuz wird das Allerheiligste aufbewahrt. In ihm ist – so unser katholischer Glaube – Gott selber präsent. Der lateinische Begriff „tabernaculum“ heißt auf Deutsch übersetzt „Hütte“ oder „Zelt“. Die Zelt Gottes Symbolik begegnet also gleich zwei Mal: im Tabernakel und im Kirchbau selbst.
Das Zelt spielt bereits im Alten Testament eine große Rolle als Ort der Gotteserscheinung und –begegnung (vgl. Ex 33, 7-11). Im Neuen Testament wiederholt sich diese Einwohnung Gottes unter den Menschen in der Fleischwerdung Jesu Christi (vgl. Joh 1,1-18). Im Wort ist Gott unter den Menschen gegenwärtig. Als Träger und Überbringer dieses Wortes, sind wir gleichermaßen Zeltstadt Gottes auf Erden. Schon der Kirchenvater Augustinus hat die wandernde Kirche auf Erden mit einem Zelt verglichen. Das wahre Haus Gottes, so Augustinus, werden wir erst am Ende der Zeiten erreichen.
Die kath. Kirche St. Peter auf Spiekeroog schafft es, die Symbolik des „pilgernden Gottesvolkes“ (vgl. Lumen Gentium) auf beeindruckende Art architektonisch aufzugreifen und zu untermalen.
Lesetipp: Hesse, Brigitte: Das Zelt Gottes in den Dünen. Die katholische Kirche St. Peter auf Spiekeroog, Esens 2001. (letzter Restbestand in der kath. Kirche auf Spiekeroog)
Gottesdienste (nur zwischen Palmsonntag und Allerheiligen):
Samstags um 17.00 Uhr
Sonntags um 10.00 Uhr
Dienstags und Donnerstags jeweils um 17.00 Uhr
Die Kirche ist ganzjährig täglich geöffnet.